Entstehungsgeschichte der Musik in Loosdorf
Die Geschichte der Blasmusik in Loosdorf reicht bis zum Jahre 1875 zurück. Damals gründete der im Stift Melk als Berufsmusiker beschäftigte Anton Hieber sen. in Loosdorf eine Musikkapelle, um verschiedene Anlässe im Gemeindegebiet musikalisch zu umrahmen. Anton Hieber, 1842 in Albrechtsberg geboren, wurde von Musikanten aus Loosdorf, Albrechtsberg, Neubach, Anzendorf und Pielach unterstützt. Die Musiker spielten in der Umgebung bei verschiedenen Veranstaltungen auf.
Nach wechselvollen Jahrzehnten übernahm schließlich 1926 Anton Hieber jun., ein Enkel des Gründers, die Leitung der Kapelle. Er erwarb im selben Jahr einen Gewerbeschein zur Ausübung des Musikergewerbes und leitete die Geschicke der Kapelle, zeitweilig vertreten von einem seiner Kollegen. 1934 richtete der Kapellmeister auch eine Jugendkapelle ein, die 1938 nach dem Anschluss an das Deutsche Reich aufgelöst wurde.
Während des Krieges umrahmten die noch verbliebenen Musiker vor allem Begräbnisse und verschiedene andere Anlässe, jedoch keine Tanzveranstaltungen. Um Beschlagnahmungen der Instrumente zu vermeiden, wurden nach dem Einmarsch der Roten Armee 1945 von den Musikerin Instrumente vergraben.
Bereits 1946 wurde der Spielbetrieb mit Musikern aus der Umgebung wieder aufgenommen. Die Musiker wurden durch das sogenannte „Einsagen“ (Verständigungsfahrten mit dem Fahrrad) zusammengeholt und musizierten bei kirchlichen Anlässen, Kirtagen, und bei Bällen als Tanzmusikorchester. Das äußere Erscheinungsbild der Kapelle war bis 1953 durch eine nicht ganz einheitliche Uniformierung geprägt.
Im Jahre 1953, kurze Zeit nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft, wurde Johann Schellenbacher aus Anzendorf, mit der Leitung der Blasmusikkapelle betraut. Er meldete diese beim neugegründeten Niederösterreichischen Blasmusikverband als 173. Mitgliedskapelle an. 1965 wurde die Kapelle als Musikverein registriert.
Um dem neugegründeten Verein finanziell auf die Füße zu helfen, erklärten sich Bürgerinnen der Gemeinden Loosdorf und Schollach bereit, als Instrumentenpatinnen die Kapelle zu unterstützen. Durch diese tatkräftige Unterstützung der Patinnen und der Gemeinde sowie durch Spenden und Subventionen konnten nun Instrumente für etwa 20 Musiker angekauft werden. Am 13. Juni 1965 wurden die Instrumente geweiht und anschließend den Musikern feierlich übergeben.
Im Laufe der Jahre wandelte sich das äußere Kennzeichen der Musikkapelle. Nach 1953 trat die Kapelle in Feuerwehruniformen, die im Anschluss in den sechziger Jahren von den Eisenbahneruniformen abgelöst wurden, auf. Darauf folgte 1968 die Einkleidung der Musikkapelle als Trachtenkapelle mit dem Niederösterreich-Anzug.
Bis 1974, also 21 Jahre, stand die Kapelle unter der Stabsführung von Kapellmeister Johann Schellenbacher. Im März 1974 übernahm Kapellmeister Walter Gartner die musikalische Leitung. Johann Schellenbacher und sein Vorgänger Anton Hieber wurden vom Vorstand zu Ehrenkapellmeistern ernannt. Neben verschiedenen Ehrungen des Blasmusikverbandes wurde Herr Ehrenkapellmeister Johann Schellenbacher für seine Verdienste um die Blasmusik vom Gemeinderat mit dem goldenen Ehrenzeichen der Marktgemeinde Loosdorf ausgezeichnet. Die Ära von Johann Schefbäck als Obmann und Franz Kröpfl als Obmann-Stellvertreter wurde unter dem neuen Kapellmeister fortgesetzt.
Parallel zur traditionellen Musikkapelle wurde im Jahr 1968 auf Initiative vom Bgm. Johann Schefbäck eine Jugendkapelle gegründet. Die musikalische Leitung übernahm Herr Johann Müller, der auch als Hornist bei der Militärmusik tätig war. Für die Jugendkapelle wurden neue ockerfarbene Trachten und Instrumente angekauft. Die erste große Ausrückung der jungen MusikerInnen führte nach Rastenfeld, wo sie mit einem Orchester von 28 Musikern einen Frühschoppen gestalteten. 1974 zeichneten sich Auflösungserscheinungen ab. Der neue Kapellmeister Walter Gartner stand nun vor der schwierigen Aufgabe, den Rest der Jungmusiker in die Kapelle zu integrieren und für die weitere Ausbildung der Musikschüler zu sorgen. Unterstützt von erfahrenen Kollegen und begabten jungen Vereinsmitgliedern gelang es, bis Ende der siebziger Jahre die Kapelle auf den bis heute gehaltenen Stand von etwa 50 aktiven Musikern zu vergrößern.
Im Jahre 1975, kurz vor den Festlichkeiten zum zehnjährigen Bestandsjubiläum, das mit einem Bezirksmusikfest verbunden wurde., verstarb plötzlich und unerwartet der Vereinsobmann und Bürgermeister Johann Schefbäck. Der damalige Direktor der Raiffeisenkasse, Karl Gasche, übernahm seine Vereinsagenden und wurde im Dezember 1975 zum neuen Obmann gewählt.
1979 trat schließlich ein optisch veränderter Musikverein in den Blickwinkel der Öffentlichkeit. In diesem Jahr entwarf das Heimatwerk für den Musikverein Loosdorf eine neue Tracht. Der Niederösterreich-Anzug wurde durch goldgesetzte, violette Jacken und Kniebundhosen abgelöst.
Die große Aufgabe der neuen Führung des Musikvereines in den 70er Jahren bestand darin, die Kapelle, die zu gut einem Drittel aus der bewährten Garde und zu zwei Dritteln aus Jungmusikern bestand, zu einem harmonischen Klangkörper zu formen. Kapellmeister Gartner und seine Musiker haben mit großem Einsatz und Fleiß dieses Ziel schließlich erreicht. Heute zieren eine ganze Reihe von Urkunden über ausgezeichnete und sehr gute Erfolge bei Marsch- und Konzertmusikbewertungen die Wände unseres Musikheimes. Auch unsere Jungmusiker sind bei Jungmusikerprüfungen immer wieder im Spitzenfeld zu finden.
Für mehrmaliges Erreichen eines ersten Ranges mit Auszeichnung bei Wertungsspielen konnten unser Präsident, Bürgermeister Josef Jahrmann, Obmann Dir. Karl Gasche und Kapellmeister Walter Gartner für den Verein von Landeshauptmann Siegfried Ludwig das goldene Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich in Empfang nehmen.
Ein besonders schwerwiegendes Problem stellte lange Zeit der Mangel an Proben- und Archivräumen dar. Von 1961 bis 1985 wurden die notwendigen Räumlichkeiten von den Familien der Gastbetriebe Sieder und Veigl kostenlos dem Verein zur Verfügung gestellt. Unter dem Vereinspräsidenten, Bürgermeister Franz Hofer, konnte der Musikverein schließlich im Jahre 1985 das im Kellergeschoß der neuen Losensteinhalle eingerichtete Musikheim beziehen.
1985 trat eine Veränderung im Vorstand des Vereines ein: Franz Kröpfl legte aus gesundheitlichen Gründen seine Funktion als Obmann-Stellvertreter nieder. Seine Agenden wurden von Karl Haberl übernommen. Im Jahr 1989 ereilte den Verein ein schwerer Schicksalsschlag. Dir. Karl Gasche verunglückte tödlich mit dem Motorrad. Im Dezember 1989 wurde Karl Haberl zu seinem Nachfolger und Franz Zöchbauer zum Obmann-Stellvertreter gewählt. Marianne Gasche ist als besondere Förderin dem Verein treu geblieben. Für ihre Verdienste um den Verein wurde sie 1990 vom Vorstand mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.
Die Verdienste unseres Kapellmeisters Walter Gartner um die Blasmusik und den Musikverein wurden vom Gemeinderat mit dem goldenen Ehrenzeichen der Marktgemeinde Loosdorf gewürdigt. Unser Kapellmeister hat zwei Stellvertreter zur Verfügung. Seit 1976 steht ihm Gerhard Weinerer als Dirigent zur Seite, und am 19. März 1993 hat Johannes Bugl, als einer der jüngsten Absolventen, die Kapellmeisterprüfung mit Erfolg abgelegt.
Im Jahr 1997 übernahm Johannes Bugl die musikalische Leitung des Musikvereines Loosdorf, eine Position, die er bis heute in Zusammenarbeit mit dem Obmann Anton Reithner innehat. 2019 trat Franz Zöchbauer von seinem Amt als Obmann-Stellvertreter zurück, und Wolfgang Heindl übernahm diese Funktion.
.